Freshman-Fifteen-Me

Gleich am Anfang mal mit einem Klischee um sich werfen: Amerika ist wirklich das Land der unbegrenzten Essensmöglichkeiten.

Die Uni grüßt allmorgendlich mit Starbuck´s Kaffee, Dunkin‘ Donuts wirft einem die süßglasierten Ringe um den Hals, zu Mittag kommen Hähnchenschenkel angeflattert und zum Dessert frohlockt ein Bagel, als Zwischensnack sagt der Chinese „Ni hao“ bis abends mexikanisch der Taco bellt. Spätestens dann sollte man die Straße wechseln und am nächsten Tag die All-U-can-eat-Mensa ausprobieren und zur Abwechslung bei Einstein auf einen Kaffee vorbeischauen, aber auf dem Weg dorthin Snacks und Softdrinks aus der Automaten-Armada ziehen. So kann, muss man aber nicht, seinen Hunger stillen und sich darüber hinaus den Bauch vollschlagen.

Mir werden also die besten Möglickeiten gegeben, mich dem amerikanischen Durchschnitt anzupassen und mich auf den besten Weg zum Freshman 15 zu begeben. Der Ausdruck steht für die 15 Pfund, die ein Student im ersten Jahr (freshman) an der Uni zunehmen soll. Die in diesem hochwissenschaftlichen Zusammenhang wohl angemessene Quelle Wikipedia begründet dieses Phänomen mit dem „Konsum von fett- und kohlenhydratreichem Mensaessen und Fastfood in den Studentenwohnheimen“.

http://en.wikipedia.org/wiki/Freshman_fifteen

Dabei ist es völlig ungerechtfertigt, dem Uni-Essen die alleinige Schuld auf die Teller zu laden. Die Fastfoodschuppendichte außerhalb des Campus würde das auch alleine hinbekommen. Erschwerend kommt dann noch auf die Waage, dass die Südstaatler eine enge Beziehung zu Fritteusen haben und einfach alles im Fett ertränken. Dabei machen sie nicht einmal Halt vor Gewürzgurken, Schokoriegeln, Hushpuppies (Bällchen aus Maismehl, Eiern, Milch, Backpulver und Zwiebeln). Dazu gibt´s ein ordentliches Stück totes Tier, vorzugsweise gegrillt. Barbecue steht ganz oben auf dem Menüplan der Memphianer. Kalorien werden in dem Zusammenhang höchsten dabei verbrannt sich zu streiten, ob Central BBQ oder Rendez-vous das bessere Fleisch auf dem Grill zaubern.

da gab es zwar kein Schnitzel, dafür aber Pork Chop mit Fried Pickles und Hushpuppies

vegetarische Pita

Chickenwings mit Dip und Sellerie, stilecht in Hooters zum Super Bowl


Überkommt einem die Sehnsucht nach Gemüse und Obst, stößt das bisweilen auf Unverständnis bis Unglauben. Entsprechend klein Frischobst und –gemüseabteilung im Supermarkt. Fast-food-Verfechter weisen die ausgehungerten, sich an dem jungen Gemüse und süßen Früchten vergreifenden Deutschen schon mal darauf hin, dass man das, was sie gerade drauf und dran sind zu kaufen, tatsächlich selbst kochen muss – und zwar nicht in der Mikrowelle.
Entsprechend groß war meine Freude, als mir in der Uni eine all-u-can-eat-Mensa vor die Füße gefallen ist, in der es alles gibt, was gesund ist, frisch und knackig, Kaffee, W-Lan und jazzige Hintergrundmusik. Und Test haben gezeigt, dass die Angestellten hinter ihren Woks und der Salatbar auch nach vier Stunden keine zahlende Kundschaft (vergleichsweise lächerliche fünf Dollar immer freitags) hinauswerfen.

Mal essenstechnisch in der Öffentlichkeit auffallen: Griechischer Salat

Und zum Nachtisch Glitter-Cupcakes

oder Kokos-Karamell-Eis-Kuchen

 

Zur Beruhigung: eine Studie an der Ohio State Universität hat gezeigt, dass der normale Student lediglich zwei bis drei Pfund zunimmt in seinem ersten Jahr. Außerdem haben die Studenten nicht mehr zugenommen als Gleichaltrige, die nicht zur Uni gehen. Einziger Faktor demnach, der ausschlaggebend ist für die Gewichtszunahme: zu viel Alkohol.

Pimm’s mit Gurke zur Cooper-Young Night Out

Hinterlasse einen Kommentar